Geschlechtervielfalt als gesellschaftliche Realität wahrnehmen

Nach dem Grundgesetz sind alle Menschen frei und gleich an Würde und Rechten geboren – auch lesbische, schwule, bisexuelle, transgeschlechtliche, intergeschlechtliche und queere Menschen. Aber werden sie auch gesellschaftlich und rechtlich so wahrgenommen und behandelt? Ist der selbstverständliche Umgang mit Menschen jenseits der geschlechtlichen Kategorien männlich/weiblich in Gesellschaft und Kirche angekommen? Mit diesen Fragen setzte sich eine 24-Stunden-Konferenz der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen auseinander.

 

Unter dem Titel „Da ist nicht männlich und weiblich“ (Gal 3,28) trafen sich mehr als 35 Frauen aus ganz Westfalen in Soest und ließen sich auf die Methodenvielfalt ein, um sich mit dem Thema Geschlechtervielfalt und Geschlechtergerechtigkeit auseinanderzusetzen.

 

Mithilfe der Referentinnen Pfarrerin Christina Bergmann aus dem Kirchenkreis Soest-Arnsberg, der Frauenbeauftragten der Evangelischen Kirche von Westfalen, Pfarrerin Anne Heckel, Ulla Brokemper von LEBEDO Dortmund, Hanna Rose von der Aidshilfe Soest und den Verbandsreferentinnen Christina Vetter, Claudia Montanus und Pfarrerin Birgit Reiche wurden biologische, soziale und historische Aspekte der Geschlechtervielfalt diskutiert, Begriffsklärungen kreativ vorgenommen, biblische Texte kritisch beleuchtet und Zugänge zum eigenen Umgang mit Vielfalt gesucht. Schließlich verabschiedeten die Teilnehmerinnen eine Stellungnahme mit dem Titel ‚„Da ist nicht männlich und weiblich“ – Evangelische Frauenhilfe in Westfalen zu Geschlechtervielfalt und Geschlechtergerechtigkeit‘, in der der Frauenverband Selbstverpflichtungen formuliert und neun Forderungen an Kirche, Diakonie und Hochschulen richtet.

 

Pfarrerin Anne Heckel führte in das Thema Geschlechtervielfalt ein und fragte nach den biologischen, sozialen und historischen Hintergründen. Die Teilnehmerinnen tauschten sich über „Typisch Frau, typisch Mann?“, klärten angeleitet die Begriffe lesbisch, schwul, bisexuell, trans, inter, queer und asexuell und die Bedeutung vom „Sternchen“. Im Cafe Diversité tauschten sie sich zwischenzeitlich über das Erfahrene aus.

 

Am nächsten Tag erfuhren sie von Pfarrerin Christina Bergmann Näheres über das Staunen über die bunte Schöpfung Gottes. Sie plädierte für die „Anerkennung des Da-Seins und So-Seins“. Denn: „Die Schöpfung kennt kein Nein!“

 

Unter dem Titel „Männlich und weiblich hat Gott sie geschaffen?“ leitete Birgit Reiche, Leitende Pfarrerin der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen, die Anwesenden an in Gruppenarbeiten biblische Texte kritisch und mit dem erworbenen Wissen neu zu lesen. Biblische Texte seien „Gotteswort im Menschenwort“. „Gelingendes Leben ist das Ziel aller biblischer Texte“, stellte sie klar und zitierte aus 1. Johannes 4, Vers 7: „Alle die lieben, sind von Gott geboren und kennen Gott.“ Zum Abschluss konnte jede Teilnehmende die Frage klären “Und wo stehe ich?“ und die Zugänge zum eigenen Umgang mit Vielfalt reflektieren.

 

Bild: Ist der selbstverständliche Umgang mit Menschen jenseits der geschlechtlichen Kategorien männlich/weiblich in Gesellschaft und Kirche angekommen? Mit diesen Fragen setzte sich eine 24-Stunden-Konferenz der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen auseinander.

 

Fotocredits: EFHiW

Quelle: Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.

 

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