Jüdische Kultur in Brilon und den Dörfern

Noch im 20. Jahrhundert gehörten die jüdischen Bürgerinnen und Bürger zu den Bewohnern der Stadt Brilon und den Dörfern. Männer, Frauen und Kinder gingen in die Synagogen des Sauerlandes, arbeiteten und lebten mit ihren Familien neben Katholiken und Protestanten. Jüdische Mitbürger schufen Spuren, die erst der Nationalsozialismus aus dem Stadtbild verbannte.

 

Vom 9. bis zum 30. November 2021 zeigt eine Foyerausstellung im Museum Haus Hövener, welche Bedeutung das jüdische Leben in Brilon und den Dörfern besaß. Architektonische Denkmäler, jüdische Schulen und Gebetshäuser und durch Geschäftsleute geleitete Unternehmen – die Spuren des jüdischen Lebens sind überall vorhanden, sobald die Augen dafür geöffnet werden.

 

„Wir können sicherlich nicht alles zeigen, was mit der jüdischen Kultur in Verbindung gebracht werden kann. Dennoch ist es wichtig, diesen Teil der Geschichte einmal vor Augen zu führen“, resümiert Carsten Schlömer vom Haus Hövener. Aus diesem Grund verfolgt die Ausstellung das Ziel, zum ersten Mal die letzten 200 Jahre der Vergangenheit vor diesem Hintergrund unter die Lupe zu nehmen. Infolgedessen präsentiert die Ausstellung offene Fenster in die Geschichte hinein. Hebräische Texte werden in Vitrinen Besucherinnen und Besuchern gezeigt und die jüdischen Friedhöfe in der Stadt und den Dörfern als wichtige Kulturstätten gewertet. Natürlich ist auch die Beschreibung des Holocausts Teil der Ausstellung, allerdings war den Machern wichtig, darüber hinaus zu zeigen, wie reichhaltig das jüdische Erbe einst war. „Das Verbrechen der Shoa beendete diese Traditionen und Innovationen. Das macht den Holocaust zu einem noch schrecklicheren Verbrechen“, so Schlömer. Die Judenordnungen seit dem 16. Jahrhundert beweisen, dass Antisemitismus bereits weit vor der Zeit des Nationalsozialismus bestand. Jüdische Familien mussten unter Repressionen leiden. Dabei waren Namen wie Friedländer, Goldberg und Dahlberg in Brilon schon lange fester Bestandteil der Bürgerschaft. Als sie aus dem städtischen Leben herausgerissen wurden, war der Verlust immens. Es entstanden Leerstellen, die bis heute nicht gefüllt werden können. Auch in den Dörfern war das der Fall. Kaufmänner, Sportler und Metzger verschwanden. Ihre Namen und Häuser sind dennoch bis heute bekannt. „Es freut uns außerordentlich, den Blick auch auf einige Dörfer zu richten. Denn auch dort fand jüdische Geschichte statt.“ Wenn die Verantwortlichen gefragt werden, welchen Sinn die Ausstellung besitzt, so fällt das Resümee eindeutig aus. Es geht um die Bildung des Bewusstseins, wie wichtig das jüdische Leben war und wie aktuell die Verantwortung ist, alles zu tun, um zu verhindern, dass sich die Verbrechen des Dritten Reiches wiederholen.

 

Die Ausstellung ist ab dem 9. November dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr im Foyer des Museums geöffnet. Weitere Informationen sind im Museum Haus Hövener unter Tel. 02961 963 99 01 oder per E-Mail (museum@haus-hoevener.de) erhältlich.

 

Bild: Ausstellungsplakat „Jüdische Kultur in Brilon und den Dörfern“

 

Fotocredits: Stadtmuseum Haus Hövener

Quelle: Thomas Mester – BWT-Brilon Kultour

 

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