Bilanz des Abflussjahres 2021: Selbst dieses Jahr war insgesamt zu trocken

In der kollektiven Erinnerung wird 2021 vermutlich auf ewig mit den Bildern der Flutkatastrophe vom Juli verbunden sein. Dennoch war selbst dieses Abflussjahr (in der Wasserwirtschaft endet das Jahr bereits am 31. Oktober) nach den Auswertungen des Ruhrverbands insgesamt zu trocken. Zum 13. Mal in Folge hat es im Ruhreinzugsgebiet weniger geregnet als im langjährigen Mittel (987 mm Jahressumme, 61 mm bzw. sechs Prozent Defizit). Damit setzt sich die längste Abfolge zu trockener Abflussjahre seit Aufzeichnungsbeginn ungebrochen fort.

 

Nasser als üblich waren lediglich fünf der zwölf Monate, allerdings neben dem Januar ausgerechnet die Monate Mai, Juni, Juli und August – also insgesamt ein verregneter Sommer. Spitzenreiter war hierbei der Juli mit 170 mm (176 Prozent des langjährigen Monatsmittelwerts), der nasseste Juli seit dem Schlechtwettersommer 1980. Allerdings fiel im Juli 2021 der überwiegende Teil des gesamten Monatsniederschlags innerhalb von weniger als 24 Stunden und löste damit das katastrophale Hochwasser aus. Unter dem Eindruck dieses Ereignisses und seiner Folgen dürfte vermutlich kaum jemand mitbekommen haben, dass der September außergewöhnlich trocken war: Mit nur 33 mm Niederschlag schaffte er es sogar in die Top 5 der trockensten September der letzten 95 Jahre.

 

Auch in Bezug auf die Mitteltemperatur im Einzugsgebiet reihte sich das Abflussjahr 2021 in den Langzeittrend ein, denn es war wieder einmal wärmer als im langjährigen Vergleich – wenn auch mit einem Plus von 0,3 Grad bei weitem nicht so extrem wie in den Jahren 2018, 2019 und 2020, die um  satte 1,2 bzw. 1,3 Grad wärmer waren als das langjährige Mittel. Leider zeigte sich erneut der Sommer als Spielverderber, denn ausgerechnet die Monate April, Mai, Juli und August waren kälter als üblich. Der Juni 2021 hingegen verzeichnete eine mittlerweile fast vergessene Hitzewelle, die diesen Monat zum wärmsten Juni seit 2003 und zum immerhin drittwärmsten der letzten 140 Jahre werden ließ.

 

Für das Talsperrensystem des Ruhrverbands war 2021 in mehrerlei Hinsicht ein außergewöhnliches Jahr. Zu Beginn des Abflussjahres, also am 1. November 2020, lag der Gesamtstauinhalt aller Talsperren im Ruhreinzugsgebiet aufgrund der hohen Beanspruchung in den Sommermonaten mit 269,1 Millionen Kubikmetern (entspricht 57 Prozent vom Vollstau) um gut 19 Prozent unter dem langjährigen Mittel und sank aufgrund weiter ausbleibender Regenfälle in der Folge sogar noch auf 268,4 Millionen Kubikmeter am 7. Dezember ab.

 

Allerdings markierte dieser Wert dann auch den niedrigsten Füllstand im gesamten Abflussjahr, denn der in der winterlichen Aufstauphase bis Ende April 2021 erreichte Stauinhalt blieb wegen des verregneten Sommers nahezu konstant, wohingegen er in den vergangenen Sommern rapide abgenommen hatte. Das extreme Hochwasser Mitte Juli führte dann zu dem absolut außergewöhnlichen Umstand, dass der höchste Füllstand des gesamten Abflussjahres (mit 463,3 Millionen Kubikmetern, 98 Prozent vom Vollstau, 25 Prozent über dem langjährigen Mittel) am 16. Juli registriert wurde. In den Folgemonaten nahm der Stauinhalt kontinuierlich ab und lag am 31. Oktober 2021 mit 379,1 Millionen Kubikmetern (80 Prozent vom Vollstau) um gut 14 Prozent über dem langjährigen Mittel.

 

Die Ruhrverbandstalsperren haben im Abflussjahr 2021 jederzeit genug Wasser zur Einhaltung der Mindestabflüsse an der Ruhr abgegeben. In Villigst herrschte besonders zu Beginn des Abflussjahres, also im November und Dezember 2020, bedingt durch die weiter anhaltende Trockenheit noch erhebliche Zuschusspflicht vor. Im Sommer 2021 hingegen war die Zahl der zuschusspflichtigen Tage sowohl in Villigst als auch an der Mündung unterdurchschnittlich; an der Mündung lag sie bezogen auf das gesamte Abflussjahr um 85 Prozent unter dem Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2020.

 

Abflussjahre (auch hydrologische Jahre oder Wasserwirtschaftsjahre genannt) weichen von den Kalenderjahren ab, damit in der Jahresbilanz auch Niederschläge in Form von Schnee und Eis, die bereits im Frühwinter fallen, erfasst werden können. Sie werden nämlich erst im folgenden Kalenderjahr als Schmelzwasser abflusswirksam. In Deutschland legt eine DIN-Norm das Abflussjahr jeweils vom 1. November bis zum 31. Oktober fest, weil die Wasserreserven Ende Oktober erfahrungsgemäß am geringsten sind.

 

Quelle: Ruhrverband

 

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