„Frieden jetzt!“ Aufruf der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen

HSK/Soest: Es ist Krieg. Es ist Krieg schon seit Jahren in vielen Ländern: in Afghanistan, Äthiopien, Burkina Faso, Kamerun, Mali, Mosambik, Myanmar, Nigeria, Südsudan, Syrien, Somalia, Venezuela…

 

Es ist Krieg in Europa. In einem Europa, das seit über 75 Jahren mehr oder weniger friedlich zusammenlebt. Dabei haben wir verdrängt: DDR 1953, Ungarn 1956, Tschechoslowakei 1968, die Jugoslawienkriege, auch Balkankriege genannt, von 1991 bis 2001.

 

Der Angriff auf die Ukraine weckt bei älteren Menschen böse Erinnerungen und bei jüngeren furchtbare Ängste. Unsere Sorge gilt dem Frieden und den Menschen in der Ukraine.

 

Was können wir tun? Um Frieden beten und den Menschen helfen! Wir können solidarisch sein mit denen, die leiden, die um ihr Leben und das Leben ihrer Liebsten fürchten, die schutzlos und auf der Flucht sind. Sie werden unsere Hilfe brauchen. Und wir können beten und um Gottes Beistand: „Man muss beten, als ob alles Handeln nicht nützt, und handeln, als ob alles Beten nichts nützt.“ (Martin Luther)

 

Was solange undenkbar schien, ist wirklich geworden. Wir sind entsetzt über die Menschenverachtung und Machtgier der russischen Regierung. Acht Jahre Auseinandersetzungen im Osten der Ukraine, Annexion der Krim – nun Krieg im ganzen Land. Gegen alles Recht geht eine menschenverachtende Regierung gegen die Menschen in der Ukraine vor. Beschädigte Körper und Seelen, Tod, Zerstörung, Flucht und Angst sind die Folgen für die Menschen beider Völker und darüber hinaus.

 

Düstere Erinnerungen werden geweckt: an den Kalten Krieg, an Angst vor atomarem Krieg, an den zweiten Weltkrieg und an die Zeit danach. Flucht und Vertreibung sind bei etlichen in diesem Land Teil der eigenen Lebensgeschichte, andere hier Lebende haben wiederum Verwandtschaft, Angehörige in der Ukraine oder in Russland.

 

Der Krieg als Mittel der Politik ist zurück in Europa. Neben Entsetzen, Wut und Sprachlosigkeit muss unsere erste Reaktion Solidarität und großzügige Hilfe für die notleidenden Menschen in der Ukraine sein. Solidarität und Unterstützung verdienen aber auch die Menschen in Russland, die gegen die staatliche Repression aufstehen. Wir dürfen sie jetzt nicht alleinlassen.

 

Wir müssen uns darüber hinaus mit uns auseinandersetzen – über Mittel und Maß der Sanktionen: Welchen Preis sind wir selbst bereit, für Wege aus dem Krieg zu zahlen?

 

Wir müssen zum anderen in der Ökumene über die Rolle und den Beitrag der Kirchen in Konflikten beraten. Die Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen im Herbst in Karlsruhe ist ein guter Ort für diese Debatte. Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen unterstützt den Friedensappell „Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein“ an die deutsche und europäische Ökumene zur 11. Ökumenischen Vollversammlung. Der Vorstand des Frauenverbandes unterstützt mit der Unterzeichnung des Friedensappells ausdrücklich, dass die einladenden Kirchen im Vorfeld der Vollversammlung ihre Positionen zum Gerechten Frieden, zu Atomwaffen, Rüstungsexporten und Militärbudgets klarstellen. Insbesondere wird von den einladenden Kirchen erwartet, dass sie in der Öffentlichkeit und gegenüber den politisch Verantwortlichen eintreten für einen umgehenden Beitritt zum UN-Atomwaffenverbotsvertrag, für einen Stopp der Exporte von Rüstungsgütern (insbesondere Kleinwaffen) sowie für eine Umwidmung der milliardenschweren Rüstungsausgaben zugunsten eines sozialen, friedensfördernden und klimagerechten Umbaus der Gesellschaft.

 

Jede und jeder kann jetzt etwas tun: Dafür sorgen, dass wir eindeutig im Denken und Reden sind. Dass wir mit Worten und Gedanken, mit Gerüchten und Lügen, mit falschen Bildern von uns und anderen nicht den Hass schüren und die Spirale der Gewalt fördern.

 

Präses Annette Kurschus formulierte es auf der zentralen Friedensdemonstration in Berlin am 27.02.2022 so: „Es kommt auf uns an, die Worte zu wägen, Unrecht beim Namen zu nennen – und doch nicht zu hassen. Es kommt auf uns an, den leidenden Menschen in der Ukraine, den verängstigten Menschen in unseren Nachbarländern unsere Solidarität zu zeigen, keine billige, sondern eine, die uns etwas kostet. Es kommt auf uns an, den Menschen in Russland, die sich gegen den Krieg stellen, unsere Achtung zu bezeugen. Es kommt auf uns an, den Menschen, die flüchten, zu helfen, ihnen Wege zu öffnen, damit sie ihr Leben retten können, und sie aufzunehmen.“

 

Wir alle sind aufgerufen, für den Frieden und gegen den Krieg Stellung zu beziehen, Hass und Gewalt keinen Nährboden zu geben, für alle Menschen, die vom Krieg betroffen sind, zu beten und wo möglich, mit Geld oder offenen Türen zu helfen.

 

Wir, die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V., rufen dazu auf:

  • An jedem Tag während des Krieges ein schwarzes und ein weißes Band am Arm zu tragen; das Schwarze für die Forderung „Beendet das Töten und die Gewalt“ und das Weiße für „Frieden jetzt“.
  • Bei den Gottesdiensten zum diesjährigen Weltgebetstag am 4. März in der weltweiten Gebetskette den Krieg aufzunehmen: Zünden Sie im Gottesdienst neben den 7 vorgesehenen Kerzen eine 8. Kerze für die Menschen an, die vom Krieg betroffen sind: für die in der Ukraine und die, die in Russland gegen den Krieg demonstrieren; für alle, die Krieg und Gewalt leiden. Beim Anzünden der 8. Kerze können alle mitbeten, wie es zu Teilen der Deutsche Weltgebetstag vorschlägt: „Unsere Gedanken und Gebete sind bei unseren Schwestern und Brüdern in der Ukraine und den umliegenden Ländern in ihrer Angst und Not. Wir beten auch für alle anderen Regionen der Welt, in denen es Konflikte, Unruhen oder Unterdrückung gibt. Wir beten, dass Versöhnung Hass entwaffnet, Frieden Krieg besiegt, Hoffnung Verzweiflung überwindet, und dass Gottes Pläne des Friedens in Erfüllung gehen.“
  • Am Internationalen Frauentag, dem 8. März, schwarz zu tragen als Ausdruck des Entsetzens und des Widerstandes gegen diesen Krieg und sich zu engagieren in Demonstrationen, Lichtern, Mahnwachen, politischen Mittagsgebeten für den Frieden, …
    Es ist wichtig, dass auch wir als Evangelische Frauenhilfen deutlich machen, dass wir solidarisch mit allen sind, die für Frieden eintreten.

 

Fotocredits: Pixabay

Quelle: Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.

 

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