Drei Monate „Totalschaden Rahmede“

HWK-SWF: Seit dem 2. Dezember 2021 ist die Talbrücke Rahmede der A45 komplett für den Verkehr gesperrt. Die „Lebensader“ der Region pulsiert nicht mehr. Ein Desaster sondergleichen für die Bevölkerung, die Wirtschaft und natürlich auch das Handwerk in der Region.

 

In einer gemeinsamen Umfrage der Kreishandwerkerschaft Märkischer Kreis und der Handwerkskammer Südwestfalen sind alle betroffenen Handwerksbetriebe im Märkischen Kreis angeschrieben und zur aktuellen Situation befragt worden. Insgesamt 462 Unternehmen haben teilgenommen und ihre derzeitige Situation skizziert.

 

Betriebe und Mitarbeiter in schwieriger Lage

 

„Die Befragung spiegelt eine sich dynamisch verschlechternde Situation wider, denn mehr als 50 Prozent der Befragten gaben an, dass Sie einen Rückgang bei den Kundenanfragen feststellen“, so Hendrik Schmitt, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Südwestfalen. „Dies führt kurz- und mittelfristig für viele Betriebe zu einer nachhaltigen wirtschaftlichen Beeinträchtigung. Denn die nun drei Monate andauernde Brückensperrung schlägt sich sichtbar in den Ergebnissen der Betriebe nieder.“

 

Dirk H. Jedan, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Märkischer Kreis, erläutert, dass zudem ein Drittel der Handwerksbetriebe unter Auftragsstornierungen und den damit verbundenen Umsatzrückgängen leide. Deshalb sei es nicht verwunderlich, dass mittlerweile über die Hälfte der Unternehmen pessimistisch in die Zukunft schaut. „Es droht dem Wirtschaftsstandort Lüdenscheid und darüber hinaus ganz Südwestfalen eine rückläufige und damit negative Entwicklung“, so Jedan.

 

Die Befragung verdeutlicht, dass sich vor allem die betrieblichen Wegezeiten seit der Brückensperrung drastisch erhöht haben. Sage und schreibe 45 Minuten täglich brauchen die betroffenen Handwerker zusätzlich für An- und Abfahrtswege. „Auf Dauer ist das für die Betriebe und deren Mitarbeiter nicht durchzuhalten“, erklärt Schmitt.

 

90 Prozent der Befragten fürchten nachhaltige Schwächung

 

90 Prozent der Antwortenden sind der Auffassung, dass sich die Lage weiter verschlechtern wird. Man sei erst am Anfang einer negativen Entwicklung, müsse aber von einer nachhaltigen Schwächung der Region ausgehen.

 

Eine Verlagerung in andere Regionen versucht die Mehrzahl der Betriebe aktuell zu vermeiden. Allerdings stellt schon jetzt jeder fünfte Handwerksbetrieb fest, dass Mitarbeiter aufgrund der miserablen Erreichbarkeit und den damit verbundenen langen Fahrtzeiten ihr Anstellungsverhältnis gekündigt haben.

 

„Diese Entwicklung verdeutlicht im Besonderen die arbeitsmarktlichen Auswirkungen und Konsequenzen der Teilsperrung der A45 für die Region und für das Handwerk“, macht Jedan klar. „Und das vor dem Hintergrund eines bereits bestehenden Fachkräftemangels im Handwerk.“

 

Alternativen ergebnisoffen prüfen und unbürokratisch handeln

 

„Die Betriebsbefragung zeigt sehr deutlich, wie angespannt die Lage ist und wie dringend die Situation rund um die Talbrücke Rahmede verbessert werden muss“, mahnt auch Schmitt. „In den Betrieben und bei den Mitarbeitern besteht eine hohe Anspannung. Unbürokratisches und schnelles Handeln ist das Gebot der Stunde!“

 

„Die Kreishandwerkerschaft Märkischer Kreis macht sich bereits seit Beginn der Brückensperrung dafür stark, in Alternativen zu denken und Optionen provisorischer Umgehungen zu prüfen“, so Jedan. „Wir müssen an den Ursachen arbeiten, nicht an den Symptomen! Der Verkehr muss raus aus der Stadt. Dann brauchen wir auch nicht mehr darüber diskutieren, wer zusätzliche Fensterverglasungen benötigt!“

 

Anliegerstraßen und Webcams sollen kurzfristig Abhilfe schaffen

 

Diesen Lösungsansatz unterstützen 92 (!!) Prozent der befragten Handwerksunternehmer. Sie schlagen als kurzfristige Maßnahmenidee vor, Neben- und Anliegerstraßen für die Fahrzeuge der lokalen Handwerksbetriebe freizugeben. Dadurch würde die innerörtliche Kundenversorgung besser und vor allem im Notfall eine schnellere Erreichbarkeit und Hilfe möglich.

 

Auch die abschließende Sanierung der Brücke auf der B236 bei Nachrodt-Wiblingwerde wird von vielen Befragten gefordert. Hier sei dringend eine professionelle und abgestimmte Umsetzung erforderlich, um dieses zusätzliche verkehrliche Nadelöhr schnellstmöglich zu beseitigen, so die Handwerksunternehmer. In diesem Zusammenhang sei auch die avisierte Vollsperrung der B236 im unmittelbaren Anschluss an die Brücke in Fahrtrichtung Altena nochmals einer eingehenden Prüfung zu unterziehen. Die beabsichtigte Stilllegung dieser wichtigen Ausweichstrecke für einen Zeitraum von mindestens drei Monaten, aufgrund erforderlicher Sprengarbeiten zur Hangsicherung, würde eine zusätzliche Verschärfung der Verkehrssituation zur Folge haben. Insofern müsse hier unbedingt über eine zeitliche Verschiebung der Arbeiten oder über mögliche Alternativen der Gefahrenbeseitigung nachgedacht werden.

 

Eine Ersthilfe könnte auch sein, an Knotenpunkten Webcams zu installieren. Verkehrsteilnehmer könnten so die aktuelle Verkehrslage vorab checken und reagieren.

 

Beherztes Eingreifen der Politik gefordert

 

Darüber hinaus wünschen sich viele Befragte ein beherzteres Eingreifen und Handeln der Politik. So könnten beispielsweise Gewerbesteuerhebesätze in den betroffenen Regionen zeitlich befristet gesenkt werden.

 

Die Handwerkskammer Südwestfalen und die Kreishandwerkerschaft Märkischer Kreis unterstützen die Bestrebungen und stehen entschlossen an der Seite der betroffenen Handwerkerinnen und Handwerker.

 

Bild: Dirk H. Jedan und Hendrik-Schmitt

 

Fotocredits: HWK-SWF

Quelle: Handwerkskammer Südwestfalen