Documenta-Kritik: „Zu kurz gedacht bei Einbindung des ÖPNV“

Willingen/Sauerland: Die documenta fifteen in Kassel hat in die Tickets die ÖPNV Nutzung inkludiert. Auch die
Tourismus Region Waldecker Land würde Gästen und Einheimischen den Besuch der Veranstaltung gern empfehlen, am liebsten mit umweltfreundlicher Anreise per ÖPNV. Doch die Tickets gelten nur für Kassel und den „Speckgürtel von Kassel“. Eine Aufforderung, die Nutzung für ganz Nordhessen freizugeben, blieb bisher unbeantwortet.

 

Die Documenta vom 18. Juni bis 25. September in Kassel ist wohl unbestritten eines der größten Sommerhighlights in Nordhessen. Die alle fünf Jahre stattfindende Kunstschau ist die bedeutendste Ausstellung zeitgenössischer Kunst und Diskussionsplattform für die jeweils aktuellen Themen der Zeit. Ihr Wirkungsgrad in der Kunstwelt sei immens, freuen sich die Verantwortlichen. Sie habe sich zu einer Marke, der inzwischen offiziell so benannten „documenta-Stadt Kassel“, entwickelt. Ein nicht zu kopierendes Profil, das von unschätzbarem Wert für die Stadt und die ganze Region sei.

 

Tickets beinhalten ÖPNV-Nutzung in Kassel

 

Um ihre Nachhaltigkeit zu demonstrieren, sind zum ersten Mal in der Geschichte der documenta alle Tickets – mit Ausnahme der Dauertickets – gleichzeitig Fahrkarten für die öffentlichen Verkehrsmittel. Dies gilt jedoch nur für das Kasseler Stadtgebiet und die Umlandgemeinden. Das sei zu kurz gedacht, finden der Willinger Tourismusdirektor Norbert Lopatta und Klaus Dieter Brandstetter, Geschäftsführer der Touristik Service WaldeckEderbergland GmbH.

 

Die touristische Kraft der Region werde überhaupt nicht berücksichtigt. Darüber hinaus würde man die nachhaltige Ausrichtung der Documenta fifteen regional deutlich besser unterstützen. Andererseits werde die große Chance, neue Kunden im Bereich der Berufspendler zu gewinnen, vertan. Gerade in der heutigen Zeit, in der die Benzinpreise nicht geahnte Dimensionen erreichen, könnten Menschen sich entscheiden, öfter auf den ÖPNV umzusteigen, wenn sie die attraktiven Angebote des NVV einmal kennenlernen.

 

„Um die Documenta optimal zu vermarkten, sollte der Nordhessische Verkehrsverbund die gesamte Region einbinden“, betont Lopatta. Eine nordhessenweite Nutzung verursache nicht einmal Mehrkosten. Denn bei musealen Öffnungszeiten würde sogar die auslastungsschwache Zeit im ÖPNV zu einer deutlich verbesserten Fahrgastzahl führen, ohne zusätzliche Fahrzeuge einsetzen zu müssen. „Kein Documenta-Besucher aus der Region, unabhängig ob Einwohner oder Tourist, wird dem morgendlichen Berufspendler oder dem Schüler den Platz im NVV-Fahrzeug streitig machen.“

 

Besucher kommen aus ganz Nordhessen

 

„Es wäre nicht nur sinnvoll, sondern auch regional konsequent, mindestens das gesamte NVV Gebiet einzubeziehen“, ist auch Brandstetter überzeugt. Dass auf ihr Schreiben, das gesamte NVV-Gebiet einzubeziehen und die gesamte Region Nordhessen zu unterstützen, nach nunmehr sechs Wochen keine Antwort kam, findet er enttäuschend. „Hier wird eine regionale Chance vertan und das Handeln im Bereich des Klimaschutzes nur minimalistisch ausgerichtet anstatt den so wichtigen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.“ Wie gut es funktioniert, dem NVV, eine öffentlichkeitswirksame Plattform zu bieten, Mobilität nachhaltig anzubieten, sich selbst dabei gut zu vermarkten und den Gästen einen Mehrwert zu bieten, zeige die Gästekarte „MeineCardPlus“, die seit 2013 von der GrimmHeimat NordHessen ausgegeben wird.

 

Quelle: Susanne Schulten – Tourist-Information Willingen

 

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