Olsberg/Bigge: Eigentlich, so Bürgermeister Wolfgang Fischer, handele es sich „um ein schönes Dilemma“: „Wir haben viele Kinder – aber wir müssen sie betreuen und versorgen.“ Konkret betrifft dies Räume der früheren Kita Sonnenschein im Bigger Josefsheim: Hier sollen 24 U3-Kinder ab August untergebracht werden. Allerdings: Die Stadt Olsberg hatte sie sich für die Räume ein Optionsrecht gesichert, um sie bei Bedarf für Betreuungszwecke der benachbarten St.-Martinus-Grundschule zu nutzen. Nun haben Stadtrat und Verwaltung einen Weg aufgezeigt, um das „schöne Dilemma“ aufzulösen.
Hintergrund: Der Hochsauerlandkreis als Träger der Jugendhilfe hatte kurzfristigen Bedarf angemeldet, insgesamt 24 Kinder im Alter von bis zu drei Jahren ab August unterzubringen. Grundsätzlich plant die Josefsgesellschaft (JG) für solche Zwecke einen Ausbau am neuen Standort der Kita Sonnenschein. Weil der aber voraussichtlich erst bis zum Sommer 2024 fertig wird, möchte die JG als Übergangslösung bisher leerstehende Räume in der früheren Kita nutzen. Allerdings: Für diesen Bereich hat die Stadt Olsberg bis Ende 2024 ein Optionsrecht. Sollten in der St.-Martinus-Grundschule mehr Kinder die Betreuung nutzen, würden diese Räume benötigt.
Grundsätzlich, so Bürgermeister Fischer, seien Verfahren und Ablauf schon „etwas irritierend“ – man stehe aber vor der Aufgabe, eine tragfähige Lösung zum einen für die U3-Kinder wie zum anderen auch für die Betreuung zu finden. Sowohl der Elternverein als Träger der Betreuung „8 bis 13 Uhr“ wie auch das Sozialwerk Sauerland als OGS-Träger hatten erklärt, mit einem Verzicht auf das Optionsrecht einverstanden zu sein – allerdings sei nicht abzusehen, wie sich die Anmeldezahlen für die Betreuungsangebote über das nächste Schuljahr hinaus entwickeln werden.
Für die CDU-Fraktion erinnerte Jeannette Friedrich daran, dass das Optionsrecht auf zusätzliche Räume deshalb bestehe, um mögliche neue Platz-Engpässe nach dem Verkauf der früheren „Bildungswerkstatt“ der Schule zu vermeiden. Gerade der Zustrom ukrainischer Flüchtlinge könne dazu führen, dass die Anmeldezahlen für die Betreuung stärker wachsen – man könne „ganz schnell wieder einen Platzmangel“ haben.
Janine Rottler, pädagogische Geschäftsführerin der Josefsgesellschaft, die ebenfalls an den Beratungen teilnahm, deutete die Lösung an, notfalls einen speziellen Bauwagen für die U3-Betreuung an der Kita zu platzieren. Das aber wäre eine teure Lösung – für welche der Josefsgesellschaft am Ende die finanziellen Möglichkeiten fehlten. Andererseits sei es aber auch nicht Aufgabe der Stadt Olsberg, so etwas zu übernehmen, erklärte SPD-Fraktionsvorsitzender Rudolf Przygoda: „Wir haben diese Situation nicht herbeigeführt.“
Sabine Menke, Fraktionschefin der CDU, sah es als Lösungsweg an, einen Verzicht auf das Optionsrecht für die zusätzlichen Räume mit einer generellen Vertragsverlängerung für die Räume in der früheren Kita Sonnenschein zu verbinden. Da unklar sei, wann die Elisabeth-Klinik ihren Anbau umsetze, in dem für schulische Zwecke Räume angemietet werden sollen, sei absehbar, dass man die Räume in der früheren Kita über 2024 hinaus benötige – so könnten „zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen“ werden. Auch Dominik Stahl (FDP) sah in einer langfristigen Lösung einen Vorteil für beide Seiten: „Allen im Rat ist daran gelegen, die Kinder unterbringen zu können.“
Bürgermeister Wolfgang Fischer wies darauf hin, dass das Optionsrecht vertragsgemäß ohnehin mit einem halben Jahr Vorlauf angemeldet werden müsste – eine lange Zeit, wenn kurzfristig Bedarf entstehen würde. Ein – zeitweiser – Verzicht auf das Optionsrecht mit einer Verlängerung des Nutzungsvertrages auf fünf Jahre sei eine sinnvolle Lösung: „Das gäbe den Kindern Sicherheit – und wir hätten mehr Zeit, eine vernünftige Lösung zu finden.“ Auch Janine Rottler signalisierte für die Josefsgesellschaft die Bereitschaft, eine solche Lösung mitzutragen.
Mit einer breiten Mehrheit von 19 Ja-Stimmen – bei sechs Gegenstimmen – beschloss der Stadtrat schließlich, für den Fall einer fünfjährigen Verlängerung des Nutzungsvertrages das Optionsrecht für ein Jahr auszusetzen. Gemeinsam mit der JG werde man zudem versuchen, tragfähige Lösungen für die Verkehrssicherheit rund um die Grundschule zu finden. Bürgermeister Fischer würdigte den Dialog – zum einen im Stadtrat, aber auch mit der Josefsgesellschaft: „Es ist immer gut, dass man miteinander spricht.“
Quelle: Stadt Olsberg