Geschichte: Eine Meisterleistung beim Bau der Ruhrtalbahn war dabei der Bau des Elleringhauser Tunnels in den Jahren 1868 bis 1872
1868 begann die Bergisch-Märkische Eisenbahngesellschaft ab Schwerte mit den Arbeiten für eine wichtige West-Ost-Verbindung durch das Sauerland. Am 1. Juli 1872 wurde die Strecke bis Nuttlar in Betrieb genommen. Ein halbes Jahr später, am 6. Januar 1873, konnte die Bahnstrecke für den Güterzugverkehr bis nach Warburg freigegeben werden. Am 10. Februar fuhr dann der erste offizielle Personenzug von Bestwig nach Warburg
Eine Besonderheit war eine erste Personenzug-Sonderfahrt über die neue Strecke von Bestwig nach Brilon, später Brilon-Korbach und heute Brilon Wald.
Die Sauerländer Zeitung berichtet: Ankunft der ersten Lokomotive im Bahnhof Brilon. Niemand wird die Stunde des 11. Mai 1872 vergessen, zu welcher der erste Zug, bekränzt, durch den Elleringhauser Tunnel in den festlich geschmückten Bahnhof Brilon, unter Hurra und Böllerschüssen eintraf.
Gedicht zur Ankunft der ersten Lokomotive von Friedrich von Schiller
-Hoffnung-
Es reden und träumen die Menschen viel
Von bessern künftigen Tagen,
Nach einem glücklichen goldenen Ziel
Sieht man sie rennen und jagen.
Die Welt wird alt und wieder jung,
Doch der Mensch hofft immer Verbesserung.
34 Jahre später: Ein Bericht vom Bahnhof Brilon Wald: 11. Dez. 1906
Die Beleuchtung des Vorplatzes unserer Station, wie auch die Zugänge zu den tiefer belegenen Bahnhofe, lässt viel zu wünschen übrig. Der Zugang vom Postamte her, der über eine Treppe führt, liegt ganz im Dunkeln. Es ist dort zwar eine Laterne aufgestellt, dieselbe wird aber nie angezündet, obwohl Bahn und Postbeamte, wie auch viele Passagiere diesen Aufgang benutzen müssen. Weit leuchtendes Spiritus- oder Petroleum Glühlicht wäre hier hoch nötig.
Brilon Wald: 1928 im Wanderführer: 446 m, 238 Einwohner, Bahn nach Hagen, Scherfede, Bad Wildungen, Brilon
Kreisstadt Brilon: 450 m, 6000 Einwohner, Bahn nach Brilon-Wald, Soest und Paderborn., Industrie Glockengießerei und Holzverkohlungsindustrie
Bestwig: 295 m, 750 Einwohner, Industrie Achsenfabrik, Sägewerk
Brilon Wald und der Tunnel unter dem Habberg
Eine Meisterleistung beim Bau der Ruhrtalbahn war dabei der Bau des Elleringhauser Tunnels in den Jahren 1868 bis 1872 mit der Unterquerung der Rhein-Weser-Wasserscheide. Unglaublich: Die relativ kurze Bauzeit und elektrischer Strom war zu dieser Zeit noch nicht verfügbar.
Der Elleringhauser Tunnel ist ca. 1393 m lang und wurde erst eingleisig und später zweigleisig ausgebaut. In diesem Tunnel liegt mit 460 m der Scheitelpunkt der oberen Ruhrtalbahn.
Der Tunnel entspricht nicht mehr dem Stand der heutigen Technik (2020) und weist zum Teil erhebliche Schäden auf. Es erfolgt den nächsten Jahren (bis 2026) eine Generalüberholung. Der Tunnel wird künftig eingleisig. Um eine hohe Kapazität bei eingleisiger Streckenführung sicherzustellen, wird eine neue Blockteilung im Umkreis des Bahnhofes Olsberg errichtet. Der Tunnel erhält eine Stahlbeton-Innenschale und einen 1,2 Meter breiten Fluchtweg mit durchgehendem Handlauf. Die Tunnelausrüstung besteht aus einer Feuerlöschleitung, einer Sicherheitsbeleuchtung sowie einer Tunnelenergieversorgung. Ein paralleler 500 m langer befahrbarer Rettungsstollen ist geplant.
Der Bahnhof Brilon Wald ist heute ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt.
Bahnhof Bestwig im Wandel der Zeit
Die Bergisch-Märkische Eisenbahn-Gesellschaft errichtete nach dem Bau der Bahnstrecke 1872 in Bestwig auch ein Bahnbetriebswerk für Dampflokomotiven. Der steile Anstieg nach Brilon-Wald machte damals das Nachschieben vieler Züge notwendig. Die Station erhielt einen zehnständigen Ringlokschuppen mit einer Drehscheibe. Der Bahnhof hatte eine weitere Station in Bredelar. Dort beginnt der östliche Anstieg nach Brilon-Wald.
In etwa 1918 begann man damit, das Betriebswerk den wachsenden Bahnverkehr anzupassen. Westlich der alten Drehscheibe wurde ein neuer zehnständiger Ringlokschuppen mit einer größeren Drehscheibe errichtet. Das neue BW ging erst 1924 in Betrieb. Das hundertjährige Bestehen beging das BW im September 1973 mit 340 Mitarbeitern. 10 Jahre vorher waren es noch fast 500. Die letzte Dampflok wurden am 1. April 1972 abgeben.
Den großen Lokschuppen als Ruine, Kamin, Wasserkran und Wasserturm konnte man Anfang 2017 auf dem großen Bahnhofsarenal noch erkennen. Im Frühjahr erfolgte dann leider der Abriss.
Im August 2011 begannen am Bahnhof Bestwig Modernisierungsarbeiten. Hinzu kam eine Personenüberführung und ein neuer 170 m langer Außenbahnsteig. Heute ist Bestwig ein Durchgangsbahnhof mit einem wichtigen Abzweig nach Winterberg. An die Dampflokzeit erinnert heute ein neuer Bahn-Info-Punkt mit dem alten Wasserkran und Signal in Bestwig am Ruhrtal-Radweg und die Teile einer Güterzuglok der Baureihe 44 von 1941.
Bilder
2022 Tunneleingang in Brilon Wald
2014 Im Mai, eine historische Dampflok in Brilon Wald
2013 Im September, der Ringlokschuppen von 1924 als Ruine am Bahnhof Bestwig
Quelle: Dieter Frigger, Brilon