Nach fast 80 Jahren kehrt Engelsfigur aus Meschede zurück nach Wińsko

Nach fast 80 Jahren kehrt Engelsfigur aus Meschede zurück nach Wińsko

Wińsko/Meschede: Lange war dieser sprichwörtliche Engel unterwegs – nahezu 80 Jahre. Jetzt ist die historische Skulptur wieder an ihrem Ausgangspunkt angekommen. Im polnischen Wińsko, dem früheren Winzig. Im Rahmen des letzten offiziellen Winziger Partnerschaftstreffen überreichten Meschedes Bürgermeister Christoph Weber und Karl-Heinz Krause, Vorsitzender des Patenschaftsbeirates, die Kirchenfigur an Jolanta Krysowata-Zielnica, die Bürgermeisterin von Wińsko.

Seit die Engelsfigur sich letztmalig in der Winziger Kirche befand, sind fast acht Jahrzehnte vergangen. Die Skulptur wird damit zum Spiegelbild von zwei Generationen Orts- und Menschengeschichte – mit Krieg, Vertreibung, einem neuen Zuhause und schließlich auch neuen Verbindungen in die alte Heimat.

Rückblende: Im Jahr 1946, gut ein Jahr nach Ende des II. Weltkrieges, mussten die dort verbliebenen Deutschen den Ort Winzig in Schlesien verlassen. Mit einem Transport kam ein Teil der Menschen aus Winzig in Meschede an. Mit im Gepäck einer Familie: Der Kopf einer Engelsfigur. Vor dem Verlassen ihrer damaligen Heimatstadt hatte die Familie noch einmal die örtliche Kirche besucht – und dort unter der Orgelempore den „Engelskopf“ entdeckt. Möglicherweise wurde die Skulptur durch im Krieg heftigen Kampfhandlungen im Ort beschädigt, mutmaßt Karl-Heinz Krause.

Über die Gründe der Mitnahme kann der Vorsitzende des Patenschaftsbeirates heute nur spekulieren: Vielleicht sei es ein Stück Erinnerung an die alte Heimat gewesen, vielleicht eine Art „persönlicher Engel“ für eine sichere Reise in die damals noch unbekannte Zukunft. Auf jeden Fall hielt die Familie auch in ihrem neuen Zuhause die Skulptur in Ehren und ließ sie sogar restaurieren.

Als Jolanta Krysowata-Zielnica, die Bürgermeisterin des heutigen Wińsko, zu einem letzten offiziellen Partnerschaftstreffen einlud, erinnerte sich Karl-Heinz Krause an den Engel. Der Tochter der Familie – die Eltern waren mittlerweile verstorben – schlug er vor, die Skulptur wieder ins frühere Winzig zu bringen: „Sie war sofort begeistert und einverstanden“, freut sich Karl-Heinz Krause. Bürgermeister Weber und er nahmen die Kirchenfigur mit zum Partnerschaftstreffen – und überreichten sie am Ort ihrer Herkunft, der Kirche in Wińsko, an Jolanta Krysowata-Zielnica; sehr zur Freude der Bürgermeisterin.

Für Karl-Heinz Krause ist es wichtig, dass die Engelsfigur nun wieder an ihrem historischen Ort ist: „Da schließt sich ganz sicher ein Kreis.“ Und Bürgermeister Christoph Weber macht deutlich, dass sich auf diese Weise auch ein Stück des gemeinsamen Hauses Europa widerspiegelt. Man dürfe Geschichte nicht ausblenden, so Christoph Weber, „aber sie darf auch nicht verstellen, dass Grenzen uns nicht mehr trennen sowie dass es Kultur, Menschen und ihre Freundschaften sind, die uns heute – und hoffentlich auch in Zukunft – verbinden.“

 

______________________
Bild: Karl-Heinz Krause und Bürgermeister Christoph Weber (2. u. 3. v. li.) überreichten die Engelsfigur an Jolanta Krysowata-Zielnica (re.), Bürgermeisterin von Wińsko.

Quelle: Kreis- und Hochschulstadt Meschede
Bildnachweis: Stadt Meschede