75 Jahre stark in Arbeit – DGB in Südwestfalen feiert großes Jubiläum

75 Jahre stark in Arbeit – DGB in Südwestfalen feiert großes Jubiläum „Wir kämpfen jeden Tag“

Herausfordernde Zeiten brauchen eine starke Gewerkschaft – das war der einhellige Tenor bei der großen Festveranstaltung zum 75-jährigen Jubiläum des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) in Südwestfalen. Der feierliche Abend, zu dem zahlreiche Gäste aus Nah und Fern in den Campus Buschhütten gekommen waren, bot nicht nur eine Rückschau auf die Erfolge der Gewerkschaftsbewegung, sondern auch einen Blick auf die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft. Tanja Krönert, stellvertretende Vorsitzende des DGB-Kreisverbands Siegen-Wittgenstein, eröffnete die Feierlichkeiten mit einer Rede, in der sie die Rolle der Gewerkschaften als Kämpfer für Demokratie und soziale Gerechtigkeit hervorhob.

„Demokratie ist anstrengend“, so Krönert, „sie verlangt Kompromisse und Eigenengagement. Wir Gewerkschafter*innen kämpfen jeden Tag – für gleichen Lohn, für ausreichende Daseinsvorsorge, für Freiheit.“ Sie richtete ihre Worte außerdem gegen erstarkende extremistische Tendenzen: „Wir müssen uns auf unsere Werte besinnen und verhindern, dass Faschisten wieder die Macht ergreifen“, mahnte sie eindringlich, bevor Dr. Gabriele Barten, Mitglied der Geschäftsleitung der Achenbach Buschhütten Holding GmbH, die Bedeutung von Innovation und Zusammenarbeit für die Region betonte.

„Wissen teilen, um es zu mehren – das ist das Gebot der Stunde“, hob sie hervor. Im Campus Buschhütten entwickeln und testen verschiedene Partner aus technischen Universitäten und regionalen Industrieunternehmen neue Produktionstechniken unter einem Dach und nutzen die gewonnenen Erkenntnisse für die Herstellung realer Produkte. „Probleme können wir nur gemeinsam lösen. Im Campus Buschhütten, werden Brücken gebaut – zwischen Theorie und Praxis, zwischen Leistung und Solidarität!“, so Dr. Barten. Dietmar Schwalm, DGB-Kreisverbandsvorsitzender im Hochsauerlandkreis moderierte den Abend und machte deutlich wie wichtig die Gewerkschaftsbewegung ist.

Eine starke Gewerkschaft für herausfordernde Zeiten

Die Vorsitzende des DGB-Bezirks Nordrhein-Westfalen, Anja Weber, zog in ihrer Ansprache eine historische Linie von den Anfängen des DGB bis heute. „Wie anders sähe unsere Welt aus, wenn vor 75 Jahren nicht der DGB gegründet worden wäre?“, so Weber, die in diesem Kontext an Errungenschaften wie die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und kürzere Arbeitszeiten erinnerte. Sie lenkte den Blick aber auch auf die Gegenwart: „Wir leben in extrem herausfordernden Zeiten. Frust in den Betrieben, politische Unsicherheit und wirtschaftlicher Druck – all das macht starke Gewerkschaften wichtiger denn je“. Weber rief außerdem dazu auf, sich weiterhin kompromisslos gegen rechtsextreme Tendenzen zu stellen. „Unsere Alternative heißt Solidarität. Klare Kante gegen Rechts darf keinen Kompromiss kennen!“

Gleichzeitig betonte sie die Bedeutung von Investitionen in die Zukunft, etwa durch eine Reform der Schuldenbremse und eine gerechtere Besteuerung. Einen Blick auf die Anfänge der Gewerkschaft warf anschließend der Siegener Historiker Dieter Pfau. Er beleuchtete zentrale Themen wie die Tarif- und Sozialpolitik, die Anfänge der Frauen- und Jugendarbeit, aber auch historische Kampagnen: Die Bewegung „40 Stunden sind genug“ und die Initiative „Samstags gehört Vati mir“ prägten ganze Generationen und waren Symbol für den Erfolg der Gewerkschaften im Einsatz für humane Arbeitszeiten und soziale Gerechtigkeit. Die ehemaligen Gewerkschaftsfunktionäre Jürgen Weiskirch und Willi Brase bereicherten den Abend mit historischen Impressionen.

Mit einem Griff in die „Bilderkiste“ erinnerten sie an Meilensteine und emotionale Momente der Gewerkschaftsarbeit in der Region – so etwa die Fahrraddemonstration von Siegen nach Köln im Jahr 1993, bei der die Teilnehmer*innen gegen die Schließung des Stahlwerks in Geisweid protestierten. Unter dem Motto „Stahl, das Herz des Siegerlandes, muss weiterschlagen!“ sei damals ein starkes Zeichen gesetzt worden, hob Weiskirch hervor. „Unser Credo lautet: Zusammenstehen in der Sache ungeachtet der Herkunft, Nationalität und Religion. Das ist ein Stückweit gelebte Integration.“ Brase appellierte, Artikel 1 des Grundgesetzes wieder mit Leben zu füllen: „Die Würde des Menschen ist unantastbar!“

Im Anschluss sorgte der politische Liedermacher Kai Degenhardt mit Arbeiterliedern für emotionale Momente. Mit Gitarre und Gesang lud er das Publikum nicht nur zum Mitsingen ein, sondern erklärte auch die historischen Wurzeln des Arbeiterliedes. Die Musik schlug damit eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Abschließend betonte André Arenz, Vorsitzender des DGB-Kreisverbands Olpe, die Rolle jedes Einzelnen im Kampf für Arbeitnehmerinteressen. „Licht und Leidenschaft eines Gewerkschafters gehen nie aus“, so Arenz, der zudem drei Wünsche für die Zukunft der Gewerkschaftsarbeit formulierte: den Mut, Unorganisierte zu gewinnen, die Kraft, den Kampf für Demokratie und Freiheit weiterzuführen, sowie den Willen, die Arbeits- und Lebensbedingungen von Beschäftigten auch in Zukunft gemeinsam aktiv zu gestalten.

 

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Quelle: Deutscher Gewerkschaftsbund NRW – Region Südwestfalen
Fotocredits: DGB/Fotograf Stephen Petrat