Wintersport ist ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltig

Neue Studie bei Mitgliederversammlung der Wintersport-Arena erstmals vorgestellt.

Die Kritik am Wintersport in den letzten Jahren immer lauter geworden. Dem will die Wintersport-Arena Sauerland eine sachliche und faktenbasierte Betrachtung entgegensetzen. Eine neue, umfassende Studie zum Wintersport in der Region untermauert die Nachhaltigkeit. Sie wurde auf der Mitgliederversammlung vorgestellt.

Zusammenhänge und Verflechtungen berücksichtigen

Neu ist die umfassende Untersuchung von ökonomischen, ökologischen und sozialen Grundlagen und Zusammenhängen, ihren Verflechtungen und ihren Auswirkungen. Was ist ein hoher, was ein geringer Energieverbrauch? Was ist vertretbar und was „zu viel“? Welchen Anteil haben die Skigebiete wirklich am Klimawandel? Welche Auswirkungen haben alternative Freizeitangebote? Was wären die Konsequenzen eines Verzichts auf Wintersport? Um das alles beurteilen zu können, müssen Vergleiche gezogen, Auswirkungen und Effekte berücksichtigt werden. „Wir wollen isolierte Betrachtungen vermeiden, da diese zu Fehleinschätzungen verleiten“, betont Verfasser Christoph Schrahe.

Wirtschaftlich hocheffizient und ökologisch wertvoll

Es werden auch kritische Punkte in die Betrachtung mit einbezogen, aber eben nicht nur diese. Stattdessen beleuchtet die Studie auf 150 Seiten, wie sehr die Region vom Wintertourismus profitiert. Es werden wirtschaftliche Effekte durchleuchtet, Einflüsse auf Lebensqualität und Standortfaktoren dargestellt. Der Nutzung von Wasser wird auf eine sachliche, korrekte Ebene gehoben und gezeigt, dass der Wintersport Flora und Fauna nicht schadet. Durch die Nutzung im Winter ist es möglich, die Flächen im Sommer extensiv zu bewirtschaften und die Artenvielfalt zu erhalten.

Was den Energieeinsatz bezogen auf die Wertschöpfung betrifft, so ist der Wintersport laut Studie, im Vergleich mit der Gesamtwirtschaft sogar besonders effizient und setzt zu einem höheren Prozentsatz Ökostrom ein.

Kein Recycling, keine langen Lieferketten

Spannend und neu ist auch der Ansatz der sogenannten externalisierten Kosten. Hier stellt sich der Wintersport so positiv dar, wie kaum eine andere Branche. Es gibt keine langen Lieferketten, das Produkt Schnee wird vor Ort genutzt, entsorgt sich rückstandsfrei und vorn selbst. Dies und vieles mehr belegt die Studie anhand von umfangreichen Fakten.

Blick in die Zukunft zeigt große Chancen auf

Besonders wichtig ist den Verantwortlichen darzustellen, welche Perspektiven der Wintersport hat. Die Studie ermittelt, dass es ihn noch viele Jahre geben kann. Der Klimawandel zeigt im Sommer deutlichere Auswirkungen als im Winter. Zudem schreitet die technische Entwicklung voran. Zwar ist die Menge an Naturschnee in den letzten Jahren weniger geworden, was aber durch die konventionelle Beschneiung mehr als kompensiert wird.

Die Wertschöpfung in der gesamten Region hat sich seit Entstehen der Wintersport-Arens Sauerland verdoppelt, in den größten Skigebieten sogar die Zahl der Betriebstage. Die Beschneiungsanlagen sind deutlich effizienter geworden. Das bedeutet, dass eine „Schneekanone“ mit dem gleichen Energieeinsatz doppelt so viel Schnee erzeugt wie noch vor 20 Jahren. Schneelanzen produzieren sogar dreimal so viel wie die Modelle vor 15 Jahren. Dabei ist die technische Weiterentwicklung nach wie vor in vollem Gange.

Die Studie schlussfolgert: Im Gegensatz zu früher, werde das Sauerland zukünftig sowohl im Winter als auch im Sommer eine klimatische Lagegunst haben: Im Winter biete es das seltener werdende Erlebnisgut Schnee, im Sommer eine Zuflucht vor Hitzeextremen.

Der Weg in eine klimaneutrale Zukunft

Schon seit 2019 ist es erklärtes Ziel der Wintersport-Arena Sauerland, klimaneutral zu werden. Welche Möglichkeiten es gibt, diesem Ziel näher zu kommen, wird anhand von vielen Beispielen und Vorschlägen gezeigt. Diese gehen weit hinaus über mögliche Maßnahmen zur Energieeinsparung oder die bekannte Nutzung von Wind- und Sonnenenergie. Ein Ansatz ist beispielsweise, aus dem Prozess der Beschneiung heraus, Wärme zu gewinnen. In Zusammenarbeit mit den Kommunen könnte dies ein Teil der in der Energiewende geforderten kommunalen Energie-Versorgungskonzepte werden. Laut Studie haben die Skigebiete sogar eine gute Chance Motor der Energiewende in der Region zu werden.

Der Klimawandel ist in aller Munde, es vergeht kein Tag, an dem die Menschen nicht von mehreren Seiten auf das Thema, die Folgen, Forderungen, politische Rahmenbedingungen und die Handlungsaufforderungen aufmerksam gemacht werden. Darum und aufgrund weiterer Krisenthemen werden die Menschen langsam „klimamüde“, dies belegen Umfragen. Die Skigebiete wollen mit gutem Beispiel voran gehen und zeigen, wie man mit innovativen Konzepten das weiterführen kann, was seit Jahren erfolgreich ist und was die Menschen lieben und was gut für ihre Gesundheit ist.

Und nicht zuletzt. Mit seiner mehr als 100-jährigen Tradition stellt der Wintersport ein Kulturgut in der Region dar. Die Menschen im Sauerland lieben ihre Heimat und ihre Tradition und identifizieren sich damit. Unter anderem dies macht den Wintersport zu einem bedeutenden sozialen Faktor.

FAKTENBOX WIRTSCHHAFT

2,6 Mio. Aufenthaltstage entfallen auf den Schneetourismus, davon 1,54 Mio. Übernachtungen und 1,1 Mio. Tagesreisen in der gesamten Region von Willigen über den HSK bis hin zu Olpe und Siegerland-Wittgenstein.
Urlauber geben im Schnitt 159 Euro pro Tag aus, Tagesgäste 59 Euro.
Der Schneetourismus erzeugt in der Region einen Bruttoumsatz in Höhe von 326 Mio. Euro
Die schneetouristische Bruttowertschöpfung beträgt 196 Mio. Euro.
3.400 Vollzeitbeschäftigungen (rechnerisch) sind ausschließlich durch den Schneetourismus abgesichert. Das macht 5.100 tatsächliche Beschäftigungsverhältnisse aus.
Bei Verzicht auf den Wintertourismus müssten die touristischen Betriebe mit Umsatzeinbußen von 50% rechnen.
Für jeden verlorenen Skifahrertag müsste die Region 3,3 Wandergäste bzw. 5,8 Radtouristen gewinnen. Wandern und Radfahren erzeugen geringere Umsätze und sind für die Gäste im Winter deutlich weniger attraktiv als im Sommer. Das bedeutet. Der Schneetourismus ist zurzeit im Winter nicht gleichwertig ersetzbar.
Das Vorhandensein von Skiliften macht einige Sommerangebote wie den Bikeparkbetrieb erst möglich (Winterberg, Willingen, Gellinghausen, Fahlenscheid)
Winterberg und Willingen, die in den letzten 15-20 Jahren die höchsten Investitionen in ihre Wintersportinfrastruktur getätigt haben, sind die übernachtungsstärksten Orte der deutschen Mittelgebirge.

FAKTENBOX ÖKOLOGIE

Die alpinen Skipisten im Sauerland und Siegerland-Wittgenstein umfassen aktuell eine Fläche von 248,3 Hektar. Das entspricht 0,047 Prozent der Gesamtfläche.
18,5 Prozent der Skipistenflächen im Sauerland/Siegerland sind um die Jahrtausendwende herum entweder in FFH-Gebiete oder Naturschutzgebiete umgewandelt worden. Diese Schutzgebiete wurden größtenteils in längst bestehenden Skigebieten ausgewiesen.
Der Schneetourismus nutzt eine vergleichsweise geringe Menge (532.000 m³), gewonnen aus Oberflächenwasser. Er produziert nur sehr wenig Abwasser, das Wasser wird also gebraucht, nicht verbraucht.
Auf einen Skigasttag entfallen 650-850 l Wasser. Das bedeutet ein Ticketumsatz in Höhe von 30,45 Euro pro m³. Die Herstellung von einem Maß Bier benötigt 300 Liter Wasser pro Maß Bier und erzeugt 2,93 Euro Umsatz pro verbrauchtem m³. Die „Herstellung“ eines halben Grillhähnchens benötigt 2.000 Liter Wasser und erzeugt 2,60 Euro pro verbrauchtem m³. Brauereien und Nahrungsmittelproduktion erzeugen im Herstellungsprozess Abwasser, während beim Wintersport das Wasser nach der Schneeschmelze unverschmutzt in dem natürlichen Wasserkreislauf übergeht.

FAKTIENBOX KLIMA

Die Skigebiete in der Wintersport-Arena Sauerland hatten im Winter 20/21 Gesamtenergiebedarf von rund 11.275 MWh. Nur 3,5 Prozent der Co2-Anteile entfallen auf die Beschneiung
Die Sauerländer Skigebiete setzten im Winterbetrieb zu 87,6 Prozent Ökostrom ein.
Der größte Teil des Co2-Ausstoßes im Skigebiet entfällt auf die Pistenfahrzeuge. Durch die Verwendung von HVO (Biodiesel) kann dies um bis zu 90 Prozent reduziert werden. Tests sind bereits erfolgreich gelaufen. Sobald genug HVO am Markt erhältlich ist, wird dieser – trotz höherer Preise – verstärkt eingesetzt.
Ein Skiliftgast erzeugt im Winter 32,65 kg Co2 am Tag, davon entfallen 1,1% auf die Beschneiung und 84% auf Anreise, Verpflegung und Unterkunft – die auch bei alternativen Tourismusformen anfallen. (Sommerurlaubstag in Spanien: 159 kg/Tag, Fluganreise: 454 kg pro Urlaubstag)
Die durch die Energiewende eingeleitete Entwicklung wird den Co2-Anteil künftig deutlich reduzieren. Sie bewirkt, dass sie in 20 Jahren wahrscheinlich kaum noch negative Klimawirkung haben wird.
Die Wertschöpfung pro eingesetzte kW/h beträgt beim Schneetourismus 2,15 Euro (Gesamtwirtschaft 1,40 Euro), die Wertschöpfung pro Tonne Co2-Emissionen beträgt beim Schneetourismus 6,01 Euro (Gesamtwirtschaft 4,59 Euro)

Gemessen an der Wertschöpfung erzielt der Schneetourismus diese Wirkungen mit einem im Vergleich zur Gesamtwirtschaft geringeren Einsatz an Energie, Wasser und Fläche.

 

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Bild von links nach rechts:

Sebastian Reif (WSV), Christian Rummel (Skigebiet Willingen, Julian Pape (Projektbüro), Christoph Klante (Skiliftkarussell Winterberg), ), Andreas Bernshausen (Bad Berleburg), Thorsten Schulte (Schmallenberg), Michael Beckmann (Vorsitzender), Christoph Schrahe (Montenius), Frank Linnekugel (Hochsauerlandkreis/Sauerland Tourismus)

 

Quelle: Wintersport-Arena Sauerland

Fotorechte: Wintersport-Arena Sauerland/Susanne Schulten

 

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