Sauerländer Besucherbergwerk: Rat Bestwig einstimmig für Übernahme durch LWL

Sauerländer Besucherbergwerk: Rat Bestwig einstimmig für Übernahme durch LWL

Ramsbeck: Der Schritt, so Friederica Ihling, Leiterin des Sauerländer Besucherbergwerks, würde einen „immensen Professionalisierungsschub“ mit sich bringen: Schon im kommenden Jahr könnte der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), das Ramsbecker Besucherbergwerk übernehmen – und zu einem Bestandteil seiner LWL-Museen für Industriekultur machen.

Nach dem LWL-Kulturausschuss hat jetzt auch der Bestwiger Gemeinderat einstimmig grünes Licht für diesen Schritt gegeben. Gemeinsam mit dem Hochsauerlandkreis ist die Gemeinde Bestwig aktuell Trägerin des Museums. Hintergrund: Das Sauerländer Besucherbergwerk ist eines der besucherstärksten Museen in Südwestfalen. Allerdings steht es bau- und auch museumstechnisch vor großen Herausforderungen – für die Zukunft der Einrichtung könne die Aufnahme in den Verbund der LWL-Museen „einen Quantensprung bedeuten“, so Bestwigs Bürgermeister Ralf Péus: „Das ist eine riesengroße Chance für uns.“

Sollten auch der Kreistag des HSK und der LWL-Landschaftsausschuss zustimmen, würde der LWL das Sauerländer Besucherbergwerk mit allen obertägigen und untertägigen Anlagen einschließlich des Grubenfeldes Ramsbeck 1 zum symbolischen Preis von einem Euro übernehmen – inklusive des Personals. Geplant ist, die derzeitigen 8,88 auf dann 12,5 Vollzeitstellen auszuweiten und auch die Arbeitsverträge an den TVöD anzupassen.

Schon seit dem Jahr 2020 streben HSK und Gemeinde Bestwig eine bauliche und inhaltliche Neuausrichtung des Standortes an und haben sich dabei eng mit den Einrichtungen des LWL abgestimmt. Parallel dazu prüft der LWL eine stärkere kulturpolitische Anbindung der Region Südwestfalen unter besonderer Berücksichtigung ihrer Industriekultur.

Das Sauerländer Besucherbergwerk – das nach einer Übernahme durch den LWL den Namen „LWL-Museum Erzbergwerk Ramsbeck“ tragen soll – biete besonderes Potenzial, so die gemeinsame Einschätzung: “Die historische Umgebung bietet die Möglichkeit, hier zeitgemäße Themen rund um das Rahmenthema „Ressourcen“ in Ausstellungen und Veranstaltungen zu präsentieren und zu diskutieren. Das industrielle Erbe der Region würde so bewahrt, erforscht und an Zukunftsfragen angeknüpft. Eine hohe Erlebnisqualität, zielgerichtete Vermittlung und frische Vermarktung könnten die Rezeption durch zahlreiche Gäste weiter steigern.”

All dies, so Museumsleiterin Friederica Ihling, seien schon jetzt die Stärken des historischen Erzbergwerks. Allerdings zeichneten sich zum 50. “Museumsgeburtstag” auch immer stärker die Herausforderungen ab: Das denkmalgeschützte Kauengebäude muss saniert werden – Kostenschätzung: 12,8 Mio. Euro. Zudem sei ein zweigeschossiger Anbau für Ausstellungen, Museumspädagogik und Verwaltung notwendig – Kostenschätzung: 8,3 Mio. Euro. Für eine nicht minder notwendige inhaltliche Neuausrichtung veranschlagt die Museumsleiterin rund 2 Mio. Euro. Diese Planungen, so Friederica Ihling, seien auch mit dem LWL so abgestimmt – angegangen werden könnten diese Maßnahmen, sobald Förder- und Drittmittel bei Land und Bund eingeworben werden können.

Vorgesehen ist, dass der LWL pro Jahr rund 1,1 Mio. Euro in das Museum investiert. Finanzieller “Wermutstropfen” für die bisherigen Gesellschafter: Sie sollen weiterhin mit der jährlichen Gesamtsumme von 500.000 Euro zum Standort Ramsbeck beitragen – unbefristet und mit einer dynamischen Anpassung. Dies entspricht in etwa auch dem jetzigen Betriebskostenzuschuss. Details sollen in einem Übernahmevertrag festgelegt werden, der derzeit ausgearbeitet wird. Umgekehrt erhalten Gemeinde Bestwig und HSK über einen Beirat Mitsprachemöglichkeiten für die Weiterentwicklung des Museums.

Allerdings: Kosten wären für die aktuellen Gesellschafter ohnehin angefallen. Selbst bei einer Schließung des Museums seien HSK und Gemeinde Bestwig in der Verantwortung für das denkmalgeschützte Kauengebäude und ebenso für den Untertage-Bereich, so Friederica Ihling: “Die Kosten auf Null bekommt man nicht.” Ihr Fazit: Die Übernahme durch den LWL sei “eine Chance, die sich nur einmal bietet.”

Das sahen auch die Ratsfraktionen einhellig so: “Die Vorteile für das Museum und die Gemeinde Bestwig überwiegen deutlich”, resümierte Peter Eikeler (CDU); und auch SPD-Fraktionschef Paul Theo Sommer nannte die Entscheidung des LWL-Kulturausschusses einen “Glücksfall”. “Durch den Anschluss des Museums an den LWL steigt auch die Bekanntheit der Gemeinde Bestwig”, so Judith Clancy (Bündnis 90/Die Grünen).

Nun entscheiden am 24. September der LWL-Landschaftsausschuss und am 11. Oktober der HSK-Kreistag über den weiteren Fortgang des Projektes.

 

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Bild: Das Sauerländer Besucherbergwerk Ramsbeck ist eines der besucherstärksten Museen in Südwestfalen. Schon 2025 könnte es durch den LWL übernommen werden.
Quelle: Gemeinde Bestwig
Fotocredits: Sauerländer Besucherbergwerk / sabrinity

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