Warum vertrauen?

Meschede: Am 27. Januar geht es in der öffentlichen Online-Ringvorlesung der Fachhochschule Südwestfalen zur Wirtschaftspsychologie um die Frage „Warum vertrauen?“. Prof. Dr. Thomas Schlösser spricht über die individuelle Irrationalität von Vertrauen und warum Organisationen davon profitieren könnten.

 

Im Vortrag führt Schlösser aus, inwieweit die Entscheidung anderen Menschen zu vertrauen keiner rationalen Logik folgt. Verhaltensorientierte Experimente zeigen vielmehr, dass die Entscheidung Vertrauen zu schenken vor allem ein Signal des Respekts an die andere Person zu sein scheint. „Ich ermögliche dir mit meinem Vertrauen, dich als vertrauenswürdig zu erweisen. Dir nicht zu vertrauen, würde dir diese Möglichkeit von vornherein nehmen und wäre damit respektlos“, erklärt Schlösser das Prinzip.

 

„Gegenseitige Signale des Respekts spielen in hierarchisch organisierten Umwelten eine zentrale Rolle, insbesondere für das Funktionieren von leistungsorientierten Teams“, so Schlösser. Hier könne man feststellen, dass die Entscheidung zu vertrauen mit dem wahrgenommen eigenen und dem Status des Gegenübers systematisch zusammenhänge: Personen mit hohem Status erhalten mehr Vertrauen und andere Personen zeigen sich ihnen gegenüber auch eher vertrauenswürdig.

 

Nach Ansicht des Wirtschaftspsychologie-Professors geben diese Befunde dem Sprichwort „Wer gibt, dem wird gegeben“ im Kontext von sozialem Status in Teams eine neue Bedeutung. Er sieht die Ausbildung solch status-basierter Kartelle des Vertrauens in Organisationen als hoch relevant und diskutiert dies im Vortrag hinsichtlich der möglichen Wirkungen für das Funktionieren von Organisationen.

 

Der Vortrag findet über ein Videokonferenz-System statt. Der Zugang ist ohne Anmeldung und kostenlos möglich. Mehr Informationen und Login-Daten unter www.fh-swf.de/cms/aktuelles.

 

Zur Person:

Thomas Schlösser ist seit dem 1. Dezember Professor für Wirtschaftspsychologie an der Fachhochschule Südwestfalen. Er forscht seit 15 Jahren zu den Grundlagen und Mechanismen von Vertrauen, den Auswirkungen individueller Unterschiede in der Wahrnehmung von Ungerechtigkeit sowie zu sozialen Kontexten als Determinanten normativer Rahmung, oft unter Nutzung experimenteller Designs. Er arbeitete 14 Jahre lang am Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialpsychologie des Instituts für Soziologie und Sozialpsychologie (ISS) der Universität zu Köln sowie acht Jahre am Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften (GESIS) im Bereich der quantitativen historischen Sozialforschung.

 

Bild: Prof. Dr. Thomas Schlösser

 

Fotocredits: Prof. Dr. Thomas Schlösser

Quelle: Fachhochschule Südwestfalen

 

Print Friendly, PDF & Email