Gründung der Wintersport-Arena Sauerland vor 20 Jahren : Blick auf die Entwicklung

Winterberg : Von Schneesicherheit und Vermarktung zu Lenkung und Klimaneutralität

Am 27. März jährt sich der Gründungstag der Wintersport-Arena Sauerland zum zwanzigsten Mal. Die Verantwortlichen blicken zurück auf 20 Jahre voller Erfolge, Fortschritte, aber auch großer, wechselnder Herausforderungen.

Kurzer Rückblick

Der Gründung voraus ging im Winter 2001/2002 das Pilotprojekt im Postwiesen Skigebiet Neuastenberg. Die Betreiber bewiesen, dass mit Unterstützung durch technische Beschneiung Wintersport auch im Mittelgebirge qualitativ hochwertig und auf wirtschaftlicher Basis möglich ist. Dies galt bis dahin nur für den Alpenraum. Vorausgegangen war dem die Erfahrung der der schneearmen 90er Jahre, in denen der Wintersport im Sauerland an Bedeutung zu verlieren drohte. Dies änderte sich schlagartig.

Der Erfolg des ersten Projektes zog schnell weitere Maßnahmen in anderen Skigebieten nach sich. Beschneiungsprojekte in Altastenberg, Bödefeld, Westfeld, Winterberg und Willingen folgten. In dieser Zeit wurde auf nordrhein-westfälischer Seite das Anlegen von Speicherteichen, Leistungssystem und Pumphäusern mit rund 6 Millionen Euro (50%) gefördert. Den restlichen Teil und alle daran hängenden Investitionen wie Schnee- Erzeuger und Lifte trugen die Betreiber selbst. Nach 2006 wurden Investitionen in Höhe von weit mehr als 100 Millionen Euro rein von privaten Unternehmen getragen.

Sinn und Zweck

Die drei zurückliegenden sehr herausfordernden Jahre zeigen, wie wichtig eine Interessen gebundene Gemeinschaft ist. Ging es zu Anfang vorwiegend um Förderung und Vermarktung, so haben sich die Aufgaben inzwischen teils deutlich geändert. Die Wintersport-Arena Sauerland ist die öffentliche Plattform, die sich der Kommunikation mit den Gästen widmet. Sie agiert eng zusammen mit dem Skiliftverband Sauerland, der stärker nach innen arbeitet. In der Pandemie sind die Skigebiete über beide Plattformen hinweg gemeinsam aufgetreten und haben sich erfolgreich für die Öffnung der Skigebiete eingesetzt. Das Ergebnis : Als einzige Gebiete deutschlandweit öffneten Winterberg und Willingen am Ende des Winters 20/21. Teils reisten Gäste sogar aus Bayern an, um dies nutzen zu können. Die aktuelle Energieknappheit mit einhergehenden hohen Preisen zeigt abermals die hohe Bedeutung. Viele Skigebiete hatten sich einer Einkaufsgemeinschaft angeschlossen. Diese brachte zwar nicht ganz befriedigende Ergebnisse, aber zumindest eine deutlich bessere Verhandlungsposition. National ergänzt der Verband Deutscher Seilbahnen den Wirkungskreis das Wirken der regionalen Akteure.

Wandelnde Herausforderungen

Die wichtigste Aufgaben der Wintersport-Arena Sauerland waren anfangs Schneesicherheit und Planbarkeit des Winters steigern und die Angebote bekannt machen. Dies ist gelungen. Die Saison hat sich verstetigt. Selbst in milden Wintern steht von Dezember bis März zumindest ein Rumpfangebot bereit. Es folgte eine Qualitätssteigerung im Bereich der Infrastruktur und der Angebote von Verleihen bis hin zu Skischulen.

Mit dem fortschreitenden Klimawandel und der Diskussion um den Energiebedarf der technischen Beschneiung kamen neue Herausforderungen auf die Skigebiete zu. Die Skigebiete begannen schon wenige Jahre nach Gründung an der Optimierung der Energiekonzepte, am Einsatz regenerativer Energien zu arbeiten und setzten sich das Ziel der Klimaneutralität bis 2030.

Trotz Klimaerwärmung werden die Winter auch weiterhin frostige Wetterlagen, haben, die Beschneiung möglich machen und den Wintersport oft durchgehend ermöglichen. Das ist das Prinzip der technischen Beschneiung : Kalte Wetterlagen zur Schneeproduktion nutzen, um milde Phasen zu überbrücken. In den großen Gebieten ist die Saison heute so sicher wie nie zuvor, während die Saisondauer konstant ist. In den mittleren, Skigebieten mit Beschneiung ist die durchschnittliche Saisondauer leicht gesunken. Aus wirtschaftlichen Gründen wird versucht, die Saison kompakter zu halten und die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen. In den Naturschneeskigebieten hingegen sind die Saisontage im Laufe der Jahre erkennbar gesunken.

Untersuchungen zeigen : Mithilfe technischer Beschneiung sollen die Skigebiete in der Lage sein, Wintersport auf wirtschaftlicher Basis auch in den nächsten 20 Jahren anbieten zu können. Bis dahin tragen die Skigebiete der Region bei zu einem florierenden Tourismus, sichere Einnahmequellen, Arbeitsplätze und hoher Lebensqualität in der Region.

Zu den größten Herausforderungen gehören steigende Kosten im Bereich Personal und Energie, zunehmender Personalknappheit bei gleichzeitig steigenden Anforderungsprofilen hinsichtlich Ausbildung und die Energieknappheit.

Hinzu kommen logistische Herausforderungen. Wintersport ist trotz kontinuierlicher Entwicklung der technischen Möglichkeiten den Einflüssen des Wetters unterworfen. Nicht nur die Angebotsqualität, sondern auch die Nachfrage. Melden die Wetterdienste trockenes, sonniges und kaltes Winterwetter, treten Besucherspitzen auf, die sich nur schwer abfedern lassen. In solchen Situationen braucht es die gesamte Angebotsbreite in der Region. Bis zu 130 Lifte in über 30 Skigebieten könnten bei entsprechender Schneelage laufen. Doch die Besucher strömen vorwiegend dorthin, wo die meisten Lifte und Pisten zur Verfügung stehen. Die Besucher noch stärker zu lenken als bisher, ist eine der größten Herausforderungen der Zukunft. Nur so kann die Erlebnisqualität an Spitzentagen sichergestellt werden und die Belastung der Einheimischen durch hohen Anreiseverkehr reduziert werden. Zu diesem Zweck haben die Skigebiete Gemeinschaftstickets geschaffen und Skibusse eingesetzt, die immer besser angenommen werden. Das Projekt AIR soll mit Künstlicher Intelligenz in ein bis zwei Jahren dazu beitragen, die Anreise zu regeln und Nachfrage zu kanalisieren.

Entwicklungen und Veränderungen

Die zunehmende Schneesicherheit und Planbarkeit der Wintersaison haben dazu geführt, dass Gastgeber frühzeitig Buchungen notieren, selbst ein besser planen und investieren und somit hochwertigere Angebote schaffen können.

In den größten Skigebieten ist das Publikum internationaler geworden. Waren früher nur Deutsche und Niederländer auf den Pisten, so kamen im Laufe der Zeit Belgier, Engländer, Dänen und Polen hinzu. Nicht selten nutzen inzwischen Chinesen, Neuseeländer und Japaner bei einem Städtetrip beispielsweise nach Köln. die Gelegenheit zu einem Ausflug in die Wintersportgebiete. Zu der Entwicklung beigetragen haben unter anderem Veranstaltungen wie der Snowboard Weltcup.

Die Skigebiete haben immer mehr kanalisierende Funktion. Schnee ist ein Sehnsuchtselement. Menschen suchen sich diese Erlebnisse. Wenn sie knapper werden, braucht es lenkende und kanalisierende Funktion, um Menschen und Natur zu schützen. Was passiert, wenn Menschen in großen Mengen ungelenkt und ohne notwendige Infrastruktur in die Schneegebiete strömen, hat der Lockdown-Winter gezeigt. Nachdem die Skigebiete öffneten und die notwendigen Angebote bereitstanden, verschwand dieser Druck.

Bild : Vor der ersten Panoramakarte der Wintersport-Arena Sauerland : Michael Beckmann …

Ausblick :

Trotz aller Herausforderungen blicken die Betreiber der Skigebiete und Loipenskigebiete nach vorn und arbeiten kontinuierlich an Verbesserungen. Seit zwei Jahren schon beziehen die Skigebiete ausschließlich Ökostrom. In diesen Bereich wollen sie noch stärker einsteigen und versuchen, in Zukunft direkte Abnahme von Windparks in der Region in die Wege zu leiten. Dies verringert die Abhängigkeit vom börsennotierten Strom. Nach dem Bau des ersten großen Solarparks in der Remmeswiese 2009 und einigen weiteren Photovoltaikanlagen auf den Dächern der Funktionsgebäude, soll der Ausbau noch weiter vorangetrieben werden.

Schon vor Jahren haben die Liftbetreiber die Machbarkeit der Erzeugung von Windenergie auf ihren Flächen geprüft. Bislang war das Anlegen einzelner oder mehrerer Windräder dort nicht möglich. Mit dem Wind-an-Land-Gesetz hat der Bund im Sommer 2022 ein neues Regelungsregime für den Windenergieausbau geschaffen und den Ländern neue Flächenziele gesetzt. Die Ausweisung dieser Flächen erfolgt auf Ebene der Regionalplanung. Einige Liftbetreiber lassen die Möglichkeit zur Erzeugung von Windenergie nun erneut prüfen. Sollte die Machbarkeitsstudie positiv ausfallen, sollen erste Projekte sobald wie möglich entstehen.

Am Willinger Ritzhagen soll in den kommenden Monaten ein weiterer Lift in ein Sommerkonzept eingebunden werden. Der Sechser-Sessellift soll nun auch im Sommer laufen. Vom Berggipfel aus starten Wanderer zu schönen Touren in Richtung Feuereiche oder dem Langenberg, dem höchsten Berg des Sauerlandes. Zur bereits vorhandenen Sommerrodelbahn mit Gastronomie sollen weitere Attraktionen hinzuzukommen. Entstehen sollen eine Mountaincart-Bahn und ein Familien-Erlebnisweg.

Im Skikarussell Altastenberg kündigt sich im kommenden Winter die größte Investition seit Bestehen des Gebiets an. Ein neuer Vierer-Sessellift soll zwei alte Ankerlifte ersetzen. Zudem soll der Kapellenhang zu diesem Zweck verlängert werden.

Meilensteine

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Quelle : Redaktionsbüro Susanne Schulten
Wintersport-Arena Sauerland,  Am Kurpark 4, 59955 Winterberg

Fotos :

  • Rosi Mittermaier (†) und Christian Neureuther eröffneten im Winter 2005/2006 eine Beschneiungsanlage im Skiliftkarussell. Außerdem : Werner Eickler (ehemaliger Bürgermeister Winterberg), Hubert Kleff (ehemaliger CDU Landtagsabgeordneter), Christoph Klante (Geschäftsführer Skiliftkarussell), Bernd Krüger und Frank Wahle (beide Liftbetreiber im Skiliftkarussell)
  • Vor der ersten Panoramakarte der Wintersport-Arena Sauerland : Michael Beckmann (Vorsitzender der Wintersport-Arena Sauerland), Hubertus Schmidt († ehemaliger zweiter Vorsitzender Wintersport-Arena Sauerland) ,  Markus Cramer (Trainer Langlauf, damals DSV), Meinolf Pape (Skidorf Neuastenberg und Skiliftverband Sauerland), Christoph Klante (Skiliftkarussell, Wintersport-Arena Sauerland und Skiliftverband Sauerland), Jörg Wilke (Skigebiet Willingen und damals im Vorstand der Wintersport-Arena Sauerland) Fritz Senge († lange Jahre Vorsitzender Skiliftverband Sauerland, damals Vorstandsmitglied Wintersport-Arena Sauerland).

Fotocredits:©Wintersport-Arena Sauerland

 

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